Die Mär vom CO2-neutralen „Blauen Wasserstoff „

Bild: NASA

Wenn Glatzköpfe Kämme kaufen ist das gutes Marketing – sinnlos in der Sache, reine Ressourcenverschwendung, aber der Umsatz stimmt.

Mit dem Begriff des Blauen Wasserstoff soll mit Erdgas erzeugter Wasserstoff als aktiver Klimaschutz verkauft werden. Kämme für Haarlose? Hans Josef Fell hat hinter dem wohltuend frisch klingenden Begriff einen interessanten Fall von Green-Washing erkannt. CO2 belastete Wasserstoffproduktion mit fossilem Erdgas wird als Klimaschutz der ersten Stunde verkauft, weil das CO2 nicht in die Atmosphäre gegeben wird, sondern unterirdisch verpresst werden soll. Kommt einem irgendwie bekannt vor.

Lesen Sie selbst:

(Text Hans-Josef Fell)

Blauer Wasserstoff – Das neue Täuschungsmanöver der klimaschädlichen Erdgasindustrie

Blauer Wasserstoff, ein neuer Begriff, taucht plötzlich auf. Nachdem Klimaschützer immer vehementer eine Nullemissionswirtschaft fordern, zu der auch grüner Wasserstoff gehört, versucht die Erdgaswirtschaft erneut mit einem neuen Begriff in der Öffentlichkeit Aktivitäten für den Klimaschutz vorzutäuschen.

Blauer Wasserstoff wird aus fossilen Erdgas gewonnen. Um ihm einen ökologischen Anstrich zu geben, soll das bei der Wasserstoffgewinnung aus Erdgas anfallende Kohlendioxid dann abgeschieden und in Bergwerken oder in alten Erdgaslagerstätten „sicher“ deponiert werden.

So würde der blaue Wasserstoff dann seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten, jedenfalls laut Propaganda der Erdgaswirtschaft. Nach einer Übergangszeit von vielen Jahrzehnten solle dann der grüne Wasserstoff, erzeugt aus Elektrolyse mit Solar- oder Windstrom, in der dann aufgebauten Wasserstoffinfrastruktur das blaue Erdgas substituieren. Blaues Erdgas wird also wieder mit dem Argument der Brückentechnologie versehen, weil man angeblich mit grünem Wasserstoff und anderen Erneuerbaren Energien nicht schnell genug vorankäme.

Was ist dran am Klimaschutzargument von Blauem Erdgas?

Das Abscheiden und Deponieren von CO2 (CCS) ist sehr teuer, es wird kaum jemals möglich sein die komplette Menge an CO2 zu deponieren und es bleibt zudem stark zu bezweifeln, ob die Lagerstätten über Jahrhunderte hinweg dicht bleiben. Doch die Kritik an der unzulänglichen, unsicheren und viel zu teuren CCS-Technologie ist nur ein Aspekt der Klimaschädlichkeit von blauem Wasserstoff. (https://hans-josef-fell.de/ccs-hat-keine-chance-mehr-und-ist-fuer-den-klimaschutz-nicht-notwendig)

Wie immer verschweigt die Erdgaslobby die hohen Methanemissionen, die mit der Förderung und dem Transport in Pipelines oder mit Schiffen (LNG) verbunden sind. Diese Vorkettenemissionen machen fossiles Erdgas zum Klimakiller – von klimaschonender Brückentechnologie kann hier keine Rede sein. (http://energywatchgroup.org/wp-content/uploads/EWG_Erdgasstudie_2019.pdf)

Durch die hohen Methanemissionen bei Förderung und Transport wird auch dieser blaue Wasserstoff zum Klimakiller.Damit entpuppt sich der Begriff blauer Wasserstoff wieder als ein Begriff, der von der fossilen Wirtschaft in die Debatte geworfen wird, um Klimaschutz vorzutäuschen. Seit Jahrzehnten erschafft die fossile Wirtschaft immer neue Begriffe, mit denen Klimaschutzaktivitäten vorgetäuscht werden, um so eine klare Agenda für Nullemissionen und 100 Prozent Erneuerbare Energien zu verwässern. Nicht Klimaschutz, sondern fossile Geschäftsinteressen stehen hinter diesen Begriffen, wie Low Carbon, Klimaneutral und anderen. (https://hans-josef-fell.de/klimaneutral-oder-low-carbon-wie-begriffe-den-klimaschutz-behindern)

Mit blauem Wasserstoff kommt nun ein neuer hinzu. Es ist notwendig überall, wo über Wasserstoff gesprochen wird, die Scheidelinie zwischen klimafreundlichem grünen Wasserstoff und klimaschädlichem blauen Wasserstoff klar zu markieren.

Hammelburg, 18. Oktober 2019

Ihr Hans-Josef Fell

Auch die Atomindustrie verkauft ihre Nuklearkraftwerke als aktive Klimaschützer, weil sie kein CO2 ausstoßen. Dafür wird strahlender Atommüll produziert, dessen Entsorgung unmöglich und dessen Endlagerung es offensichtlich ebenso ist.

Gibt es tatsächlich so viele Glatzköpfe (männliche und weibliche) die sich durch bloßes Marketing Bla-Bla zum Kämme kaufen verleiten lassen? Wird die Bevölkerung tatsächlich für so dumm gehalten? Spricht die Energiewirtschaft tatsächlich von Sklaven wenn Kunden gemeint sind?

CO2 in die Erde zu pumpen mag aus fossiler Sicht eine intelligente Lösung zur CO2 Reduktion sein. Aus Sicht einer erneuerbar gestalteten Energiewelt ist es inakzeptabel.

Manfred Gorgus