Energiewende Im Netz: Wie Polen 90 GW Erneuerbare bis 2040 integrieren will.

Energiewende Im Netz: Wie Polen 90 GW Erneuerbare bis 2040 integrieren will.

Karte von Polen mit Entwicklungsgebieten für erneuerbare Energien sowie 2025 bestehende Hochspannungsnetze ©mg/SOLAR-professionell (deutsche Bearbeitung). © FORUM ENERGII (Original)

Die Polnische Stromwirtschaft befindet sich in schneller Transformation. Der Anteil erneuerbarer Energien stieg seit 2020 im Stromsektor von 15 % auf fast 30 %. Für weiteres Wachstum ist Handeln gefordert, denn Erneuerbare Energien brauchen ein Stromnetz, dass mit dezentrale Einspeisung umgehen kann. Es muss gehandelt werden.

Das Tempo des Wandels im polnischen Energiesektor hält an: Laut dem Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) könnten die Kapazitäten für Photovoltaik von derzeit 21 GW auf 29 GW im Jahr 2030 gesteigert werden. Das hat das Energy Forum, ein in Polen ansässiger europäischer, interdisziplinärer Think Tank in einer Studie festgestellt. Das Team aus Energie-Experten bündelt seine Erfahrungen aus den Bereichen öffentliche Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien, um wissensbasierte Lösungen für eine gerechte und effiziente Energiewende zu inspirieren.

26 GW PV warten auf Anschlussgenehmigung

So haben die Experten von „Energy Forum“ über eine Auswertung bereits veröffentlichter Anschlussanfragen herausgefunden, dass 26 GW an Photovoltaikanlagen auf Anschluss-Genehmigung warten. Gleichzeitig soll der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix bis zum Jahr 2030 ganze 56 % erreichen und bis 2040 sogar auf 69 % steigen. Damit diese Kapazitäten in das polnische Stromnetz integriert werden können, sind dringend Anpassungen am Netz notwendig.

Günstige erneuerbare Energie als Vorteil im globalen Wettbewerb

Energiepreise sind eines der wichtigsten Themen nicht nur der polnischen, sondern der ganzen europäischen Industrie. Laut Studie haben sowohl die Vereinigten Staaten als auch China Zugang zu günstigen fossilen Brennstoffen und erneuerbaren Energien, während Polen mit hohen Energiekosten und regulatorischen Hürden kämpfen muss. Der polnische Think Tank sieht die Lösung in einer direkten Versorgung der Industrie mit dezentralen erneuerbaren Energieanlagen, deren Umsetzung jedoch oft an komplexen Vorschriften und hohen Gebühren scheitere – trotz bestehender rechtlicher Möglichkeiten.

Erneuerbare Energien in Polen: Stand 2024, Erwartung für 2030 und 2040 ©mg/SOLAR-professionell (deutsche Bearbeitung). © FORUM ENERGII (Original)

Reformpaket 2024 ist nicht ausreichend

Im Oktober 2024 veröffentlichte die Regierung den Entwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans, der eine Veränderung des Energiemixes fordert. Investoren sollen damit in der Lage sein, Projekte schnell umzusetzen und Zugang zum Stromnetz zu erhalten. Trotz dieser Reformen bestehen weiterhin erhebliche Hindernisse für Investoren, kritisiert das Energie Forum. Laut dem Nationalen Energie- und Klimaplans sollte Polen bis 2030 mindestens 57 GW Leistung aus vorwiegend Photovoltaik- und Windenergieanlagen erreichen. Bis 2040 soll dieser Wert auf 93 GW steigen. Der Anschluss dieser Kapazitäten an das nationale Stromnetz erfordert eine strategische Planung der Standorte für Photovoltaik und Onshore-Windkraft. Die Netzinfrastruktur muss weiterentwickelt werden und erfordert intelligentes und effizientes Management, um Verbraucher zuverlässig mit Strom und einer stabilen Spannung zu versorgen.

Konkrete Maßnahmen: Kabelpooling und Direktleitungen

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, wurden im Jahr 2023 neue Regelungen eingeführt, die die Netzentwicklungsplanung erleichtern: das sogenannte „Kabelpooling“, das die gemeinsame Nutzung eines Anschlusspunktes durch mehrere erneuerbare Energiequellen erlaubt. Außerdem ist es möglich zwischen Erzeuger und Verbraucher direkte Leitungen zu bauen und so das öffentliche Netz zu entlasten. Aus Sicht des Energie Forum sind trotz der bisher eingeführten Reformen weitere Maßnahmen erforderlich, um den Ausbau der Erneuerbaren nicht zu bremsen. So sollte das Kabelpooling um die Möglichkeit erweitert werden, Stromspeicher als eigenständige Installationen anzuschließen. Zudem sollten die Gebühren für Direktverbindungen reduziert werden, um deren wirtschaftliche Nutzung zu fördern. Weitere Erleichterungen fordert der Think Tank durch die Schaffung von Zonen zur beschleunigten Entwicklung erneuerbarer Energien, eine erhöhte Transparenz im Verfahren zur Vergabe von Netzanschlüssen, die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für Investitionen sowie eine vorausschauende Planung der Netzentwicklung, beispielsweise durch ein Kapazitätsauktionssystem.

Fazit

Die Transformation des polnischen Energiesektors erfordert umfassende Reformen, um erneuerbare Energien effizient in das nationale Netz zu integrieren und die Dynamik des Ausbaues nicht zum Erliegen zu bringen. Die bisherigen Maßnahmen zeigen Fortschritte, jedoch müssen regulatorische Hürden weiter reduziert werden, um Investitionen zu erleichtern und das Ziel eines klimaneutralen Energiesektors zu erreichen. Dr. Joanna Pandera, Präsidentin des Energy Forum, ruft zur Diskussion auf und ermutigt zur Umsetzung innovativer Lösungen. (mg)

Link zur Studie – in polnischer Sprache: file:///Users/mgo_laptop/Downloads/polskie-sieci-2040_final-2.pdf

95 Prozent unabhängig: Spatenstich für energieautarkes Firmengebäude in Memmingen

95 Prozent unabhängig: Spatenstich für energieautarkes Firmengebäude in Memmingen

Spatenstich, autarkes Firmengebäude in Memmingen. (Personen v.l: Sonepar (Niederlassungsleiter), Wilhelm Braun (Gesellschafter), Tanja Diemer (Architektin), Armin Bühler (Gesellschafter, GF), Jan Rothenbacher (OB Memmingen), Teammitglied (Sonepar), Teammitglied (Sonepar), Hr. Götz (Sonepar), Carola Isegrei (Prokuristin), Johann Hofmayr (Gesellschafter, GF), Roland Albrecht (Gesellschafter), Konrad Noll (Gesellschafter), Teammitglied (Sonepar) © Raum-K

Memmingen, 10.03.2025 – Mit einem feierlichen Spatenstich fiel heute der Startschuss für ein Firmengebäude, das neue Maßstäbe in Sachen Autarkie und Energieeffizienz setzt. Mit Klimadecken, Gebäudemasse als Wärmespeicher, netzdienlichem Stromspeicher mit Abwärmenutzung und PV-Anlage erreicht das real Gebäude 95 Prozent Autarkie. Vertreter der beteiligten Unternehmen – Raum-K, Klima-Top, Architekturbüro Diemer, Kling Projektbau, Leppig Energieberatung – sowie Memmingens Oberbürgermeister Jan Rothenbacher waren vor Ort, um den Beginn dieses zukunftsweisenden Projekts im Gewerbegebiet „Oberer Buxheimer Weg 58“ in Memmingen zu feiern.

10.03.2025

Der Spatenstich markiert den Start für ein Gebäude mit einem Energiekonzept, das mit einer Kombination aus Photovoltaik, Wärmepumpe, Stromspeicher, reversibler Klimadecke, regelbarem thermischen Gebäudemassenspeicher und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eine Autarkie von 95 Prozent erreicht. Der Neubau bietet auf rund 3.500 m² Büro- und Lagerfläche Platz für fünf Unternehmen, die in einer modernen, umweltfreundlichen Umgebung an diesem Standort bis zu 70 Arbeitsplätze schaffen.

Autark mit geregeltem dynamischem Deckenspeicher

Stellen wir uns zwei Wärmequellen vor, die schnelle Deckenheizung, die mit Infrarotstrahlung direkt die Raumhülle und Oberfläche erwärmt und gleichzeitig eine Masse, die viel Wärme speichern kann und diese langsam und bedarfsgerecht wieder abgibt. Werden diese beiden Komponenten kombiniert, so ergibt sich ein System, das die Wärmeversorgung von Gebäuden über einen Zeitraum von 10 Tagen und mehr ermöglicht. Der dynamische Massenspeicher – im Fall des Firmengebäudes ist der Speicher das Gebäude – übernimmt dabei zwei Drittel der Leistung. Die Klimadecke übernimmt ein Drittel der Leistung. Da beide Komponenten mit niedrigen Temperaturen von unter 30° Celsius bei minus 13,1°C Außentemperatur gefahren werden, kann die Versorgung fast zu 100 Prozent aus regenerativen Energiequellen erfolgen. Gleichzeitig ist der CO₂-Ausstoß im Betrieb praktisch null, die Autarkie bis zu 95 Prozent und das bei einer Wirtschaftlichkeit, die im Vergleich zur klassischen fossilen Versorgung unschlagbar ist, da sie mit jedem Jahr besser wird, weil die Brennstoffe als Kostenfaktor entfallen.

Gebäudestandard „Real Zero“ und „2045-Ready“

Der Gebäudestandard „Real Zero“ steht für nahezu vollständige Autarkie: Rund 95 Prozent des Energiebedarfs werden vor Ort erzeugt, der Heiz- und Kühlbetrieb ist CO₂-neutral. Intelligente, akustisch wirksame Deckenheizungen auf 100% der Deckenfläche verlegt, sorgen ganzjährig durch effizientes Kühlen und Wärmen für ein perfektes Raumklima. „Real Zero“ ist in dieser Form ein Paradebeispiel für gesundes, energieeffizientes und damit zukunftsweisendes Bauen.

Nachhaltigkeit auf höchstem Niveau

Das Gebäude verfügt über eine eigene PV-Anlage mit einer Leistung von 270 kWp, einen Stromspeicher mit einer Kapazität von 350 kWh und einen regelbaren thermischen Speicher mit einer Kapazität von 24 MWh in der Gebäudemasse, der netzdienlich genutzt werden kann, indem Überschuss Strom als Wärme gespeichert wird. Die Photovoltaik versorgt gemeinsam mit dem Stromspeicher auch den Fuhrpark der im Gebäude tätigen Unternehmen mit umgerechnet etwa 500.000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr. Neben 50 Fahrradstellplätzen stehen selbstverständlich ausreichend PKW-Ladesäulen zur Verfügung, die ein klares Signal für nachhaltige Mobilität setzen. Zum Energiekonzept gehört außerdem ein netzdienlicher Stromspeicher des Allgäuer Betreibers Cell Mind mit einer Kapazität von sieben MWh. Die während der Regelleistung entstehende Abwärme wird im neuen Gebäude ebenfalls genutzt.

Revolutionäre Wärme- und Kühllösung

Eine herausragende Innovation des Gebäudes ist das Raum-K Gebäudeenergiekonzept, das extrem niedrige Heizsystemtemperaturen von ca. 28°C bei minus 13,1°C Außentemperatur ermöglicht. Im Sommer wird das Gebäude mit Hilfe der Klimadecke angenehm und ohne Zugluft gekühlt, sodass ganzjährig eine wohltuende Temperierung gewährleistet ist. Dies sorgt für erhebliche Energieeinsparungen von über 50%, und sichert dadurch langfristig stabile Energiekosten auf niedrigstem Niveau.

„Mit diesem Projekt setzen wir Maßstäbe für nachhaltiges Bauen und schaffen eine Arbeitsumgebung, die nicht nur ökologisch, physiologisch und wirtschaftlich den Erfolg sichern hilft“, so Armin Bühler, Mitinhaber der Klima Top GmbH und Vordenker des innovativen Gebäudekonzeptes.

Sven Lutz, Geschäftsführer von Baufirma Kling Projektbau, erklärt: „Wir sind vom Raum-K Gebäudeenergiekonzept rundum überzeugt, weshalb wir auch unser eigenes neues Firmengebäude in Hermaringen damit ausstatten sowie auch erste Kundenprojekte damit planen und realisieren.

„Die Herausforderung des Bauherrn, maximale Autarkie bei niedrigsten Energiekosten mit optimalem Raum- und Arbeitsklima zu verbinden, haben wir gerne angenommen“, sagt Architektin Tanja Diemer, die die Ansprüche der Raum-K GmbH bezüglich Optik, Raumakustik und Raumklima bzw. Feinstaubreduktion in unterschiedlichen Projekten sehr erfolgreich umgesetzt hat.

Jürgen Leppig, Geschäftsführer der Energieberatung Leppig GmbH erklärt: „Ich habe selten so innovative Menschen erlebt, die nur ein Ziel vor Augen haben: „Real Zero.“

Michael Götz, Leiter Bestandsmanagement der Firma Sonepar Deutschland Region Süd GmbH, sagt anlässlich des Spatenstichs: „Als zukünftiger Mieter profitieren wir im neuen Firmengebäude der Raum-K erheblich von der vollständigen CO₂-Vermeidung und den langfristig niedrigen Energiekosten. Das passt hervorragend zu unserer Unternehmensphilosophie und unseren Werten.“

14 Tage Selbstversorgung durch intelligentes Gebäudeenergiekonzept

Dank des großen regelbaren thermischen Speichers kommt das neue Firmengebäude in der Heizperiode 10 Tage ohne externe Energiezufuhr aus. Die vor Ort produzierte Energie reicht in Verbindung mit der im Gebäude gespeicherten Energie aus, um das Gebäude durchgängig angenehm zu temperieren (Quelle: Fraunhofer Projekt „Windheizung 2.0“).

Bauzeit + Flexibilität

Einzugsdatum ist der 1. Dezember 2025. Das Gebäude liefert den Beweis, dass klimafreundliches Bauen nicht nur möglich ist, sondern den bekannten Bauweisen in jeder Hinsicht überlegen ist. Das Raum-K Gebäudeenergiekonzept lässt sich in allen Gebäudearten realisieren, vom Wohnbau über den Gewerbe- bis zum Industriebau, bzw. vom Neubau über die serielle Sanierung bis zum Denkmalschutz.

Manfred Gorgus für die Raum-K Gmbh

Wasserkraftwerk & Mieterstrom mit neuer Mess- und Abrechnungstechnik

Wasserkraftwerk & Mieterstrom mit neuer Mess- und Abrechnungstechnik

Mieterstromprojekt mit Strom aus Wasserkraft im hessischen Lahnau ©Revikon GmbH

Die Revikon GmbH ist auf Revitalisierung von brachliegenden Industriegeländen, Gewerbeimmobilien, mit und ohne Denkmalschutz spezialisiert. 2015 hat das Unternehmen eine stillgelegte Mühle mit rund 5.500 m² Grundstücksfläche wiederbelebt. Es entstanden vier Neubauten mit Wohn- und Gewerbeeinheiten, die eine nahezu vollständige Selbstversorgung aus dem eigenen Wasserkraftwerk genießen. Soft- und Hardware für das Mieterstromprojekt kommt von Solarize.

Unabhängig seit 2015

Nach Angaben von Solarize ist die Mühle Deutschlands ältestes Mieterstromprojekt, mit dem seit 2019 eine fast vollständige Autarkie des Projektes umgesetzt werden konnte. Um selbst produzierten Strom und den über das öffentliche Netz bezogenen Strom korrekt auf private und gewerbliche Mieter abrechnen zu können, hat die Revikon GmbH gemeinsam mit der Solarize Energy Solutions GmbH 2023 die Abrechnung mit neuen Messkonzepten modernisiert und die Rechnungsstellung automatisiert. Dadurch konnte der Arbeitsaufwands für die Erstellung von Strom-Abrechnungen auf 30 Prozent reduziert werden.

Automatische Abrechnung im 15-Minuten Takt

Mieterstrommodelle nach altem Muster waren komplex, mit vielen Vorgaben und Pflichten für Vermieter. Die Abrechnung der Stromlieferungen aus öffentlichem Netz und eigenem Wasserkraftwerk an die Mieter erfolgte mangels entsprechende Soft- und Hardware mithilfe einer Mischkalkulation. Diese musste mit hohem Aufwand manuell erstellt werden. Zusätzlich erschwerten immer wiederkehrende technischen Probleme mit den alten Zählern den Abrechnungsvorgang.

Intelligente Zähler und neue Software schaffen Transparenz bei Verbrauch und vereinfachen Abrechnung

Als Erstes hat Solarize die alte Zählertechnik durch SLP-Messstellen ersetzt, die mit intelligentem Messsystem nach TAF7 Zählerstände im 15-Minuten-Takt übermitteln. Im nächsten Schritt wurden die intelligenten Zähler mit der Solarize-Plattform gekoppelt. So erhält jeder Abnehmer eine exakte Abrechnung zu Strom aus Wasserkraft und öffentlichem Netz. Verbraucher haben damit Transparenz ihres Energiebezugs und der Anbieter hat seinen Arbeitsaufwand für Abrechnungen um rund 70 Prozent reduziert.

Kathrin Ernst, die bei der Firma Weimer Facility-Management GmbH die Abrechnungsprozesse für die Revikon GmbH koordiniert, erklärt: „Wir sind sehr froh, dass wir unseren Mietern die Stromabrechnungen nun in einem automatisierten Prozess anbieten können. Dank Solarize haben wir Transparenz über Erzeugung und Verbrauch (geschaffen) und sparen viel Zeit bei der Erstellung der Abrechnungen. Wo wir aus den abgelesenen Zählerständen jahrelang händisch Rechnungen erstellt haben, erhalten wir nun alle Informationen automatisch – und auf einen Blick in weniger als einem Drittel der Zeit.“

Christian Drotleff, Projektleiter bei der Solarize Energy Solutions GmbH, freut sich über den ersten Einsatz von Soft- und Hardware in einem Wasserkraftwerk: „Mit dem Projekt für Revikon in Lahnau haben auch wir Neuland betreten. Wir haben unsere Softwarelösung erstmals für die Abrechnung einer Wasserkraftanlage eingesetzt. Damit haben wir gezeigt, dass ein Mieterstrommodell für unterschiedliche erneuerbare Energiequellen umgesetzt werden kann.“

M.Gorgus // Quelle: solarize

Stromdao GmbH erhält OpenEMS_RM Ready Zertifikat

Stromdao GmbH erhält OpenEMS_RM Ready Zertifikat

Chief Operating Officer Rebekka Mutschler nimmt von Vorstandsvertreter des OpenEMS e.V.  Ludwig Assen  das „OpenEMS Ready“ Zertifikat entgegen © Stromdao

OpenEMS Jahreshauptversammlung – GrünstromIndex wird Schnittstelle zwischen privater und öffentlicher Netzwelt

Heidelberg/Regensburg den 26.11.2019

Versorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien braucht intelligentes Energiemanagement. Um Deutschland fit für die Energiewende zu machen, haben sich im November 2018 rund vierzig Unternehmen unter dem Dach der OpenEMS Association e. V. zusammengeschlossen mit dem Ziel die dezentrale Energieversorgung aus unterschiedlichen Erneuerbaren Energiequellen lokal, regional und national sicher, zuverlässig und effektiv zu managen. Realisiert wird das Management mit IT und OpenEMS. Schnittstelle zwischen Gebäudenetzen, Mikro-Netzen und öffentlichem Netz wird der GrünstromIndex.

OpenEMS, frei übersetzt „Offenes Energie-Management-System“, ist eine modulare Plattform für Energiemanagement, die zur Steuerung, Überwachung und Integration von Energiespeichersystemen mit erneuerbaren Energiequellen und ergänzenden Geräten und Diensten entwickelt wurde.

Heute, 12 Monate nach der Gründung, haben sich die Mitglieder der OpenEMS Association in Regensburg zur Jahreshauptversammlung getroffen.

Die STROMDAO GmbH stellt ein neues grafisches Fenster, ein sogenanntes „Widget“, zur Darstellung von Energiebewegungen an der Schnittstelle von Mikro-Netz und öffentlichem Netz vor. Das neue Widget vereint alle Elemente für ein effektives Energiemanagement zu einer intuitiven Grafik und informiert auf einen Blick über alle wesentlichen Vorgänge zu Versorgung und Erzeugung mit erneuerbaren Energien in einem Gebäude oder Mikro-Netz.

Widget zur Darstellung von Energiebewegungen an der Schnittstelle von Mikro-Netz und öffentlichem Netz ©Stromdao

GrünstromIndex und Grünstromtarif Corrently für regionale und lokale Versorgung sind im Widget integriert und informieren Betreiber zum Energiemanagement innerhalb des eigenen Mikro-Netzes als auch 24 Stunden im Voraus über die Erzeugung von Grünstrom in der eigenen Region. Weil das einzigartig ist und die 100 Prozent Versorgung aus Erneuerbaren in Deutschland voranbringt wurde auf der heutigen Veranstaltung der Stromdao GmbH für Corrently und GrünstromIndex das OpenEMS Ready Zertifikat verliehen.

OpenEMS und GrünstromIndex realisieren intelligente, zuverlässige Versorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien. Die Technik zur erfolgreichen Energiewende ist vorhanden, wir müssen sie nur einsetzen.

Mehr unter https://stromdao.de/de

Für eine erfolgreiche Energiewende müssen Stromnetze flexibler werden

Für eine erfolgreiche Energiewende müssen Stromnetze flexibler werden

Mehr Flexibilität im Netz für die Energiewnde ©SOLAR-professionell

Stromnetze: Veraltete Regulierungen bremsen Energiewende europaweit – Regierungen müssen handeln

Die aktuelle Situation in Deutschland und den meisten europäischen Ländern stellt sich so dar, dass ein zentralisiertes Stromnetz auf wenige Großerzeuger ausgerichtet ist. Der Energiefluss ist dabei als Einbahnstraße konzipiert: vom Kraftwerk zum Verbraucher. Mit der Energiewende, in Deutschland hauptsächlich durch Wind und Sonne getragen, verschwimmt diese Trennung zwischen Erzeugern und Verbrauchern zusehends. Es gibt immer mehr verteilte kleine Erzeugungskapazitäten und viele Verbraucher sind ebenfalls Erzeuger – etwa durch eigene Solaranlagen.

Windkraft- und Solaranlagen werden günstiger. Transport und schließlich auch Heiztechnik müssen elektrifiziert werden, um die Emissionsziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. All das bringt zusätzliche Belastungen für das Stromnetz. Sowohl die Erzeugung als auch die Nachfrage von Strom wird variabler werden. Um diese Schwankungen abzufedern muss das ganze Energiesystem flexibler werden.

„Der Gesetzgeber ist jetzt gefordert, durch veränderte Regularien und Rahmenbedingungen die Anreize zu schaffen, die es für ein Netz braucht, das auf eine mehrheitlich erneuerbare und verteilte Energieerzeugung ausgerichtet ist. Als Beispiel können hierfür die Nordischen Länder dienen, die in vielen Bereichen bereits wesentlich weiter entwickelt sind als der Rest Europas“, sagt Martin Kram, Geschäftsführer Vertrieb, Electrical Sector für EMEA bei Eaton. „Gelingt es uns nicht, zügig die nötigen Infrastrukturen bereitzustellen, ist die Energiewende in Gefahr.“

Im Whitepaper „Developing flexibility: the new cornerstore of the grid“ von Eaton und der Renewable Energy Association werden verschiedene Probleme analysiert, die angegangen werden müssen und Maßnahmen vorgestellt, um das Netz zukunftssicher zu machen. Zu den wichtigsten Aspekten gehören:

  • Fehlende Märkte für Flexibilitätsressourcen: Die Flexibilisierung des Netzes erfordert Investitionen, sei es in Batteriespeicher, intelligente Ladegeräte für Elektroautos oder andere Speicherlösungen. Ohne Absatzmärkte für das so bereitgestellte Gut Flexibilität werden Investoren allerdings ausbleiben. Zudem müssen diese Märkte so gestaltet sein, dass sich Cash-Flows auf längere Zeit vorhersagen lassen, etwa durch mehrjährige Verträge. Wo derartige Märkte in Europa bereits existieren, sind sie meistens sehr kurzfristig konzipiert.
  • Beschränkter Zugang zu Kapazitätsmärkten: Die Energieerzeugung der Zukunft wird in wesentlich mehr, dafür kleineren und dezentraleren Einheiten erfolgen. Bisherige Regulierungen des Strommarktes begünstigen allerdings größere Kraftwerke. In Deutschland gilt beispielsweise der Schwellenwert von 1 MW Leistung, um als eigenständiger Akteur am Strommarkt teilzunehmen. Dies kommt einer Benachteiligung kleiner unabhängiger Stromproduzenten gegenüber Großerzeugern gleich. Um die dezentrale Energieerzeugung durch Wind und Sonne zu fördern, müssen die Marktzugangsbarrieren für kleine Erzeuger beseitigt werden.
  • Bedarf an intelligenten Ladegeräten für Elektroautos mit Einspeisungsfunktion: Intelligent ladende Elektrofahrzeuge sind in Zukunft für eine umfangreiche Laststeuerung unerlässlich, die wiederrum notwendig ist, um die variable Erzeugung durch erneuerbare Energien auszugleichen. Verfügen die Ladegeräte zusätzlich noch über eine Netzeinspeisungsfunktion, können ungenutzte Elektroautos als Speicherkapazität fungieren – auch als Vehicle-to-Grid (V2G) bekannt. Die neuesten EU-Vorschriften konzentrieren sich nicht auf Flexibilität, sondern auf die Anzahl der Ladegeräte. Es gibt keine Verpflichtung, zu intelligenten Ladegeräten oder Vehicle-to-Grid-Funktionen. Infolgedessen gibt es in Deutschland nur eine Handvoll smarte oder V2G-Ladegeräte. Außerdem sind nicht alle Elektroautos auf V2G ausgelegt. Hier herrscht Handlungsbedarf, damit Elektroautos alle ihre Vorteile – über die reine Emissionsvermeidung hinaus – ausspielen können.
  • Bedarf an intelligenten Stromzählern und dynamischen Verbraucherpreisen: Die Energiewende erfordert auch ein geändertes Verbraucherverhalten. Aus rein altruistischen Motiven und nur durch Apelle wird sich das nicht einstellen. Daher bedarf es eines neuen Abrechnungsmodells für Strom, das sich an dynamischen Marktpreisen orientiert. Wenn viel erneuerbarer Strom erzeugt wird, ist er günstig und die Verbraucher haben einen monetären Anreiz, ihren Verbrauch möglichst auf diese Zeiten auszurichten. Für die Einführung solcher dynamischen Stromtarife sind digitale Zähler und die dafür notwendigen Smart Meter Gateways erforderlich, die hierzulande zurzeit noch nicht in den technischen Ausführungen verfügbar sind. Deutschland sollte sich hier die Nordischen Länder zum Vorbild nehmen, wo die Geräte nahezu flächendeckend im Einsatz sind.

„Die Kombination aus unzureichenden oder wirkungslosen Infrastrukturplänen, veralteten Marktregeln und falsch gestalteten Netzentgelten bremsen die Einführung flexibler Technologien in den meisten europäischen Märkten. Die verzögerte Adaption von Batteriespeichern, Laststeuerung und intelligent ladenden Elektroautos wird die Gesamtsystemkosten erhöhen und den Ausstieg aus fossilen Energieträgern verzögern“, kommentiert Dr. Nina Skorupska, Chief Executive UK Renewable Energy Association, die Ergebnisse des Papiers.

Das vollständige Whitepaper „Developing flexibility: the new cornerstore of the grid“ mit interessanten Einblicken in den deutschen Markt und andere europäische Märkte können Sie hier kostenlos herunterladen.

Quelle: Eaton & Renewable Energy Association (REA)