Jeder dritte Energieversorger hat kein Klimaziel

Rolle der EVUS bei der Dekarbinisierung:
Energieversorgern kommt bei der Realisierung von Klimazielen und bei der Information der Bevölkerung eine bedeutende Rolle zu. Sie liefern einen entscheidenden Beitrag zur Umstellung auf eine nachhaltige Energieversorgung und bei der Dekarbonisierung. Dieser Schlüsselrolle stellen sich jedoch noch nicht alle, wie eine aktuelle Horváth-Studie unter Verantwortlichen aus Energieversorgungsunternehmen zeigt. Demnach hat jedes dritte EVU noch kein eigenes Ziel zur Erreichung von Klimaneutralität definiert. Fast 40 Prozent der Energieversorger haben auch noch keinen Fahrplan zur systematischen Reduktion ihrer CO₂-Emissionen in Form einer Dekarbonisierungs- beziehungsweise Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Über das Geschäftspotenzial von Wasserstoff, der in „grüner“ Form einen großen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten soll, besteht sogar bei zwei Dritteln der befragten Unternehmen Unklarheit.

 

An der Schnittstelle zur Dekarbinisierung

Eigentlich sind EVU´s mit ihrer regionalen Position prädestiniert, um in der Dekarbonisierung von Wärme, Individual-Verkehr und Strom eine Schlüsselrolle zu übernehmen.

Überforderung durch Marktdynamik

Gründe für die insgesamt zögerlichen Nachhaltigkeitsaktivitäten sieht Horváth-Partner und Branchenexperte Matthias Deeg vor allem in der Unsicherheit der Rahmenbedingungen, aber auch in hausgemachten Problemen. „Unzureichend erprobte neue Technologien, unklare regulatorische Vorgaben, aber auch ein uneinheitliches Bild zwischen Marktanforderungen einerseits und kostenintensiven technologischen Innovationen andererseits sind meist Gründe dafür, dass in den Unternehmen noch keine Ziele stehen“, so Deeg. „In anderen Fällen sind es vor allem aktuelle Herausforderungen, etwa die Marktpreisentwicklungen, der E-Mobility-Hochlauf oder Infrastrukturentwicklung, die in Summe das Kartenhaus ins Wanken bringen. Sich in dieser Situation zu fokussieren und weitsichtig strategische Weichen im Bereich Nachhaltigkeit zu stellen, ist gerade für mittelgroße und kleinere Unternehmen schwer, die noch keine weitreichenden Transformationen in ihrem Kerngeschäft bewältigen mussten.“

Digitalisierung als größtes strategisches Problem identifiziert

Gefragt nach den größten internen Problemen, die ein strategisches Vorankommen behindern, antworteten die Befragten mehrheitlich mit „Erhöhung des Digitalisierungsgrades“ sowie „Veränderung der IT-Landschaft“ und „fehlende Kompetenzen“. Den Unternehmen ist also durchaus bewusst, dass sie zur Bewertung von Geschäftspotenzialen und zum Ausbau von Geschäftsfeldern datenbasierte Analysen auf Basis moderner Systemplattformen sowie offene Schnittstellen zu Externen benötigen. Dies ist allerdings nicht die einzige „digitale Baustelle“. Auch im Online-Vertrieb, der nach mehrheitlicher Einschätzung (80 Prozent) bis 2025 zum Hauptvertriebskanal wird, sind viele Unternehmen ungenügend vorbereitet. 60 Prozent verfügen über keine konkrete Strategie zum Ausbau des Onlinevertriebs und eine unzureichende Datenbasis.

Die Studie steht unter folgendem Link zum Download zur Verfügung: https://www.horvath-partners.com/de/media-center/studien/vom-umsorger-zum-green-tech

Quelle: Horváth Managementberatung

Grafik: Manfred Gorgus/SOLAR-professionell