30 Jahre Photovoltaikausbau – ein Spiegel politischer Lust und Unlust für Erneuerbare Energien

Photovoltaikausbau Deutschland 1990-2021Juni – Spiegel der Energiewende ©SOLAR-professionell M.Gorgus

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Photovoltaik hat in Deutschland eine 30 Jahre lange Geschichte. Bereits 1990 wurden private Anlagen installiert, 10 Jahre vor Einführung des EEG. Im Jahr 2000 trat das EEG in Kraft, das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Es garantiert Erzeugern eine feste Einspeisevergütung für Erneuerbare Energien und einen Einspeisevorrang in das öffentliche Netz. Im Jahr 2000 startet eine einzigartige Erfolgsgeschichte Erneuerbarer Energien, insbesondere der Photovoltaik in Deutschland.

 

Aller Anfang war schwer

Als die Photovoltaik laufen lernte und erste Schritte, heraus aus der Nische, in Richtung elektrischer Grundversorgung auf deutschen Dächern antrat, wurden in knapp 10 Jahren ganze 70 Megawatt Leistung verbaut. Die Investitionen in die eigene Solarstromanlage waren damals extrem kostspielig, nicht gefördert und wurden von idealistischen Menschen getätigt, denen sauberer Strom wichtiger war als ein schickes Auto.

Das EEG

Am ersten April 2000 tritt das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, in Kraft. Es regelt den Einspeisevorrang Erneuerbarer Energieerzeugungsanlagen und garantiert jedem Betreiber einer EE-Anlage eine garantierte Einspeisevergütung. Im Fall der Photovoltaik für 20 Jahre plus dem Jahr der Inbetriebnahme. Entwickelt hatten es die Grünen und dann gemeinsam mit der SPD als Gesetz etablieren können.

Bis zum Jahr 2003 wächst die Solarstromleistung in Deutschland moderat. Von 2003 bis 2004 verfünffacht sich der Zubau um sich in den Jahren 2010, 2011 und 2012 auf einem Niveau von über 7000 Megawatt pro Jahr einzupendeln. Die Nachfrage war damals riesig und konnte kaum gedeckt werden. Wer PV bauen wollte, musste nehmen was er kriegen konnte, Hauptsache PV.

Ein märchenhafter Boom für eine ganze Branche und es war kein Ende in Sicht. Das änderte sich im Jahre 2011.

Wirtschaftsminister startet Frontalangriff auf Solarstrombranche

Unter Initiative des damaligen Wirtschaftsministers Philipp Rössler, FDP, werden Jahr für Jahr außerplanmäßige Kürzungen der Einspeisevergütungen bei der Photovoltaik durchgesetzt. Philipp Rösler ist von 2011 bis 2013 Bundeswirtschaftsminister. Er befürwortet infolge des Atomausstiegs den Bau neuer fossile Kraftwerke, darunter auch Kohlekraftwerke, und diese mit staatlichen Mitteln zu fördern. Der Zuschuss sollte bis zu 15 % der Investitionskosten betragen.

Im August 2012 wurde bekannt, dass das von Rösler geleitete Wirtschaftsministerium auch nach dem 2011 beschlossenen Atomausstieg weiterhin den Neubau von Kernkraftwerken im Ausland mit sogenannten Hermesbürgschaften unterstützen will. Bereits ausgestellt wurden Interessensbekundungen zur Prüfung von Bürgschaftsanträgen für die Projekte Jaitapur in Indien, Temelin in Tschechien, Wylfa in Großbritannien und Olkiluoto in Finnland, weitere Anfragen liegen für das Kernkraftwerk Cernavodă in Rumänien und das Kernkraftwerk Changjiang in der Provinz Hainan in China vor.

Vorläufiges Ende einer Erfolgsgeschichte

Bei der Photovoltaik setzt das Wirtschaftsministerium mehrfach in Folge Kürzungen bei der EEG-Förderung von Photovoltaik durch in deren Folge der Markt in Deutschland derart verunsichert wird, dass der Zubau im Jahr 2013 um fast zwei Drittel zurückgeht, von 7604 Megawatt im Jahr 2012 auf 2693 Megawatt im Jahr 2013. In Folge dessen werden Solarunternehmen geschlossen und tausende Menschen verlieren ihre Arbeit.

Kurioserweise nimmt die Photovoltaik international Fahrt auf. Das deutsche Modell des EEG wird weltweit kopiert und der Photovoltaik boomt. Nur in Deutschland dümpelt der Ausbau vor sich hin und der Markt erholt sich nicht so wirklich vom politischen Angriff auf eine  Zukunftsbranche.

Es ist mehr möglich und es ging mal mehr

Bei Photovoltaik ging mal mehr in Deutschland, viel mehr, aber Energiethemen sind immer politisch besetzt und so recht im Fokus Berliner Politik scheinen Klimawandel und Energiewende nicht zu sein, sonst würde die Politik schneller bei Problemfällen reagieren, wie zum Beispiel bei der Anpassung der Einspeiseverordnung von PV-Anlagen, die ab 2021 aus der Förderung fallen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Manfred Gorgus

Quellen: Eigene Recherchen/ Bundesnetzagentur/ H.J.Fell/ Wikipedia