Marcus Vagt, Projektleiter EnergyDecentral zum Thema Stromspeicher in der Landwirtschaft ©DLG Service GmbH
Marcus Vagt ist Projektleiter der EnergyDecentral, Leitmesse für dezentrale und erneuerbare Energieversorgung in der Landwirtschaft. Die EnergyDecentral informiert Landwirte aus der ganzen Welt alle 24 Monate über den aktuellen Stand Erneuerbarer Energietechnik im landwirtschaftlichen Bereich. Im November 2020 werden zum zweiten Mal neben den Themen Biogas, Energiemanagement, Windkraft und Photovoltaik auch Stromspeicher in der Landwirtschaft Thema sein. Mit der Perspektive auslaufender EEG Förderung von PV-Anlagen ab 2021, steigender Strompreise einerseits und sinkender Speicherpreise andererseits sind Stromspeicher in der Landwirtschaft ein oder zwei Gedanken wert. Sie schaffen nicht nur Autarkie, viele können auch Notstromversorgung und Energiemanagement, manche sogar Unterbrechungsfreie Stromversorgung. Die Frage ist, welcher Speicher ist der richtige. Dazu wird es auf der EnergyDecentral 2020 viele Informationsveranstaltungen geben und viele interessante Aussteller weiß Projektleiter Marcus Vagt.
Herr Vagt, alle reden vom Vormarsch der Stromspeicher. Wie sieht das in der Landwirtschaft aus?
Marcus Vagt: Unser Eindruck in der DLG ist, dass viele Landwirte das Thema Stromspeicher auf dem Schirm haben, sei es als Lösung für Photovoltaik deren Förderung in den kommenden Jahre ausläuft, sei es für die Eigenstromnutzung aus erneuerbaren Energieanlagen, oder als Notstromversorgung. Stromspeicher in der Landwirtschaft werden aus unserer Sicht in Zukunft eine zunehmend größere Rolle spielen. Es muss aber klar sein, dass wir uns bei landwirtschaftlichen Stromspeichern im Bereich der Gewerbeanwendungen bewegen. Die Gruppe der Heimspeicher ist in einem modernen Landwirtschaftsbetrieb für die Versorgung des Wohnhauses interessant.
Wie ist die Resonanz der Speicherhersteller?
Marcus Vagt: Unterschiedlich. Hersteller, die bereits in die Landwirtschaft verkauft haben, verstehen die Zielgruppe und das Potenzial. Die sind auch Aussteller auf der Messe und nehmen gute Kontakt mit. Andere setzen auf ihren mehrstufigen Vertrieb und versuchen über Installationsbetriebe ihre Produkte in die Landwirtschaft zu kommunizieren, was selten funktioniert.
Hängt das mit der Strukturveränderung in der Landwirtschaft zusammen, mit dem Wachstum der Betriebe?
Marcus Vagt: Ja, im Prinzip schon. Die bewirtschaftete Fläche bleibt gleich, die Anzahl der Betriebe sinkt. Das heißt, jeder verbleibende Betriebe bewirtschaftet immer mehr Fläche. Das erfordert immer mehr Technik und auch Energie auf den Höfen. Eigenerzeugung und Stromspeicher sind gerade für Tierhalter Thema, weil Stromkosten kalkulierbar und Unternehmen von Strompreiserhöhungen unabhängiger werden. Die DLG bietet mit der EnergyDecentral Entscheidern aus der Landwirtschaft und Speicherherstellern eine Plattform für Kontakt und Austausch. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft ist ein eingetragener Verein mit der Aufgabe seine Mitglieder, Landwirte zu informieren. Diesen Auftrag erfüllen wir unter anderem mit unseren Messen. Davon profitieren Aussteller und Besucherinnen und Besucher.
Also mehr Aussteller aus dem Bereich Erneuerbare Energien und Stromspeicher für mehr Autarkie und somit auch weniger CO2 auf der EnergyDecentral 2020?
Marcus Vagt: So ist es und ja, Landwirte stehen mit CO2 Emissionen genauso unter Beobachtung wie alle Unternehmen. Ein Landwirtschaftlicher Betrieb, der mit Photovoltaik und Stromspeicher seinen Strombezug aus dem Netz senkt, hat eine bessere CO2-Bilanz als ein Betrieb, der mit Graustrom arbeitet. Das ist für alle Betrieb mit Publikum ein echter Imagegewinn, abgesehen von der Autarkie und monetären Vorteilen. Mit Stromspeicher und Photovoltaik lässt sich der Strombezug auf rund 25 Prozent reduzieren. Wir sprechen von Summen im fünfstelligen Bereich.
Wen ich das richtig verstehe sagen Sie mit Erneuerbaren Energieanlagen und Stromspeicher können sich Landwirtschaftsbetriebe langfristig von steigenden Strompreisen befreien?
Marcus Vagt: So ist es. Selbst erzeugter Photovoltaikstrom aus einer neu installierten Anlage mit Stromspeicher bedeutet nichts anderes, als dass sich Unternehmen ihren eigenen Strompreis fixieren. Investition plus Wartung und Pflege geteilt durch die Jahre der kalkulierten Nutzung, geteilt durch selbst genutzte Kilowattstunden. Damit hat jeder Betrieb seine Stromkosten unter Kontrolle.
Klingt einfach und gut, wo sind die Fallstricke?
Marcus Vagt: Fallstricke im eigentlichen Sinn gibt es aus unserer Sicht nicht. Stromspeicher und Erneuerbare Energietechnik sind Betriebsmitte, wie Traktoren. Photovoltaik ist heute erprobte Technik und es gibt bereits die ersten Anlagen die inzwischen drei Jahrzehnte zuverlässig Strom aus Sonnenlicht produzieren. Stromspeicher sind in ihrer heutigen Ausprägung recht neu am Markt, aber auch hier gibt es gute Anbieter mit Erfahrung, Kompetenz und exzellentem Service. Die Herausforderung für Landwirtschaftsbetriebe ist, den richtigen Stromspeicher zu finden.
Wollen Sie jetzt eine Empfehlung abgeben?
Marcus Vagt: Garantiert nicht. Das Thema Stromspeicher ist komplex und Lösungen so individuell wie jeder Betrieb einzigartig ist. Was wir unseren Landwirten bieten ist eine Auswahl an Ausstellern und die Empfehlung die EnergyDecentral zu besuchen, wenn sie sich von den Themen Post EEG, Repowering und Stromspeicher angesprochen fühlen. Wir sprechen aktuell mit Speicherherstellern um das aktuelle Angebot auf der Messe abzubilden. Viele Landwirte sind seit Jahren Betreiber von PV-Anlagen und haben großes Interesse an Speichern, allein schon wegen der auslaufenden EEG Vergütungen in Deutschland in den kommenden Jahren. Wir wollen dieses Jahr im November Landwirten eine möglichst breite Auswahl unterschiedlicher Hersteller mit unterschiedlichen Akkutechniken auf der EnergyDecentral bieten, von Lithium basierter Akkutechnik über Blei,-Akkutechnik, Redox-Flow bis zu Salzwasserspeichern. Begleitet wird das Thema Stromspeicher in der Landwirtschaft von eigens zugeschnittenen Informationsveranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Produktpräsentationen. So schaffen wir eine Eventatmosphäre in der Information zum Thema in kompakter Form unterhaltsam transportiert wird. Das Interesse der Zielgruppe am Thema war 2018 schon groß und wird dieses Jahr garantiert mindestens genauso groß sein, wenn nicht größer.
Herr Vagt, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Marcus Vagt: Sehr gerne.