Mehr Elektroautos, mehr Akkus – wie steht es um Entsorgung und Recycling der Traktionsbatterien?

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Wenn Eloktromobilität flächendeckend in Deutschland Fuss fassen soll, sollte auch das Recycling der Traktionsbatterien auf die wachsende Zahl von Elektrofahrzeugen abgestimmt sein. Was sagt das Umweltbundesamt zum Thema Kapazitäten beim Recycling von Traktionsbatterien?

Eine Anfrage beim Bundesamt für Umweltschutz ergab, das aktuell Kapazitäten zum Akkurecycling von Lithium-basierten Batterien in Deutschland und Europa aufgebaut werden. Die aktuell vorhanden Kapazität reicht aus für das Recycling der Akkus von rund 50 Elektroautos, pro Jahr!

Stand heute gibt es in Deutschland exakt sieben Unternehmen für das Recycling lithiumhaltiger Altbatterien mit Kapazitäten von 1000 bis 10.000 Tonnen pro Jahr. Die Gesamtkapazität aller Betriebe in Deutschland wird mit 21.200 Tonnen  pro Jahr angegeben. Das reicht aus, um pro Jahr die Akkus von 52.000 Elektroautos mit einem Gewicht von 400 Kilogramm je Fahrzeug zu bearbeiten. Der Akku eines Tesla Model S bringt es auf stattliche 600 Kilogramm. Für flächendeckende Elektromobilität, stationäre Stromspeicher und all die Lithium-basierten Akkus aus anderen Anwendungen reichen bestehende Kapazitäten nicht aus und müssen ausgebaut werden.

Für das europäische Ausland nennt das Umweltbundesamt insgesamt vier Recyclingunternehmen. Zwei in Frankreich, eines in Finnland und eines in Belgien. Nur vom finnischen Akkurecycler ist die Kapazität bekannt, 7000 Tonnen pro Jahr.

Dies Kapazitäten sind wenig überzeugend, zumal das Recycling selbst noch der Optimierung bedarf. Laut EU-Vorschrift sollen mindestens 50 Prozent einer Traktionsbatterie recycelt werden. Glaubt man internen Informationen, wird bei den Lithium-Ionen Akkus eine Rate von gerade 35 Prozent erreicht. Höhere Prozentraten sind nur möglich, weil Stahlgehäuse mit zum Recyclingprozess gerechnet werden. Das schwierige Recycling dürfte mit ein Grund für intensive Forschungsbemühungen bei Thema Akku auf europäischer Ebene sein.
„Mehr Recycling“ von Elektrofahrzeugen und Traktionsbatterien

Dazu schreibt das Bundesumweltamt: „Auch wir plädieren für den weiteren Ausbau der Anlagenkapazitäten zur Verwertung von Lithium-Ionen-Batterien – einhergehend mit der zu erwartenden Zunahme der E-Fahrzeuge bzw. dem Rücklauf der gealterten Traktionsbatterien – sowie für eine Weiterentwicklung der Effizienzanforderungen an Recyclingverfahren. Die Rückgewinnung von (teils kritischen) Rohstoffen wie beispielsweise Lithium aus Batterien oder Neodym und weiteren Seltenen Erden aus Elektromotoren kann so gesichert werden. So wären beispielsweise Separations- und Rückgewinnungsverpflichtungen für bestimmte (kritische) Metalle wünschenswert, um sie als Sekundärrohstoffe in neuen Anwendungen einsetzen zu können und somit die Abhängigkeit und Produktion von Primärrohstoffen zu reduzieren. Möglichkeiten für eine EU-weite rechtliche Verankerung können konkret in dem neuen von der Europäischen Kommission geplanten Regelwerk einer „nachhaltigen Batterieverordnung“ bestehen.“

Bestand an Elektrisch betrieben Personenwagen in Deutschland

Eine kleine Anfrage der Abgeordneten Stephan Kühn , Lisa Paus, Stefan Schmidt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ergab im Jahr 2018, dass am 01. Januar 2018 knapp 54.000 Elektro PKW in Deutschland zugelassen waren, bei einem PKW-Bestand von 46,5 Millionen Fahrzeugen. Das entspricht bei PKW einem E-Mobility Anteil von rund 0,12 Prozent. Trotz des geringen Anteils von Elektroautos sind es zu viele für die aktuell in Deutschland vorhandenen Recyclingkapazitäten für Lithium-Akkus, zumal der E-Autobestand durch höhere Kaufprämien wachsen dürfte.

Zur Rücknahme verpflichtet

Wer Batterien verkauft muss sie unentgeltlich vom Endnutzer zurückzunehmen. Auf der anderen Seite sind Endnutzer gesetzlich verpflichtet, alle anfallenden Altbatterien bei den Vertreibern von Batterien oder den Sammelstellen der Wertstoffhöfe/ Schadstoffmobile abzugeben. Keinesfalls gehören Altbatterien – beispielsweise auch beschädigte Altbatterien und Knopfzellen – in den Hausmüll oder in die Umwelt.

Batterien für Elektrofahrzeuge werden nach dem Batteriegesetz der Batterieart „Industriebatterien“ zugeordnet. Vertreiber müssen die Altbatterien von den Endnutzern kostenfrei zurücknehmen, die Hersteller wiederum müssen den Vertreibern und Altfahrzeugverwertern eine kostenlose Rückgabemöglichkeit anbieten. Industrie-Altbatterien werden insbesondere über die Vertreiber (Händler der Industriebatterien im Sortiment führt, unabhängig von Marke und Bauform), die Behandlungseinrichtungen für Altfahrzeuge nach der Altfahrzeug-Verordnung und über gewerbliche Altbatterieentsorger erfasst.

Kosten im Falle einer Entsorgung durch Endverbraucher

Für diesen Fall nennt das Umweltbundesamt Kosten von bis zu 3000 Euro pro Tonne für fachgerechte Rücknahme und Zuführung zum Recycling von Lithiumbatterien.

Sollten E-Mobil Hersteller selbst für Recycling sorgen?

Ein weitere kleine Anfrage der Fraktion der FDP im September des Jahres 2018 ergab, dass die Recyclingkosten pro Tonne Lithium-Batterien sehr stark mit dem Kobalt-Anteil in einer Batterie zusammenhängen. Ist dieser hoch sinkt der Preis, ist er niedrig steigt der Preis für das Recycling. Als marktüblich wurden in der Anfrage Preise von 500 Euro pro Tonnen bis zu 1500 Euro pro Tonne genannt.

Lohnt sich das Recycling von Lithium-Akkus?

Diese Frage wurde vor knapp zwei Jahren ebenfalls in der kleinen Anfrage der FDP gestellt und von der Bundesregierung wie folgt beantwortet: „Insgesamt weisen lithiumhaltige Altbatterien – im Gegensatz zu Blei-Säure-Altbatterien – bislang einen negativen Marktwerkt auf. Für die Recyclingbetriebe von lithiumhaltigen Altbatterien sind in erster Linie die hohen, erzielbaren Preise für die Sekundärrohstoffe Kobalt und Nickel interessant. Sinkende Kobaltmengen in Traktionsbatterien werden den negativen Marktwert dieser Altbatterien verstärken.“

Die Wirtschaftlichkeit des Recycling soll aus Sicht der Bundesregierung durch die erwartetet Menge an Lithium Altbatterien irgendwann ins Positive kippen.
Eine erwartete steigende Lithiumnachfrage soll zu Preissteigerungen dieses Wertstoffes führen und dadurch zur wirtschaftlicheren Rückgewinnung des Lithiums aus Altbatterien führen., so die Überzeugung der Bundesregierung.

Fazit

Der Anteil von Lithium basierten Akkus bei Industriebatterien steigt jedes Jahr. 2014 lag er in Deutschland bei 2,5 Prozent, 2017 bereits bei 14 Prozent. Effizientes Recycling von Lithium basierten Akkus ist ein spannendes Thema, das noch nicht gelöst scheint. Laut unseren Recherchen wurde 2019 die von der EU vorgegebene Recyclingquote von 50 Prozent bei Lithium Traktionsbatterien von Recyclingunternehmen nur erreicht, wenn die Stahlgehäuse der Akkupakete aus Elektroautos mitgerechnet werden. In den kleinen Anfragen weist die Bundesregierung darauf hin, dass laut einer Studie 75 Prozent Recycling bei Lithium-Akkus möglich sei und das außerdem laut Angabe der Recyclingunternehmen Kapazitäten jederzeit erweitert werden können. Unsere Nachfrage bei einem Lithium Recyclingbetrieb  ergaben, dass die Recyclinquote bei Traktiosnbatterien abzüglich der Stahlgehäuse bei 35 Prozent liegt.

Aber Unzufriedenheit ist der Antrieb allen Fortschritts, weshalb beim Lithiumbatterie-Recycling viel Fortschritt zu erwarten sein sollte – oder in Zukunft eine neue Akkutechnik, bei der von Anfang an auf eine Kombination aus hoher Energiedichte, Leistung und exzellenten Recyclingfähigkeiten geachtet wird.

Manfred Gorgus