Gute Geschäfte mit fossiler Energie und ein neues Kohlekraftwerk in 2020

Links die stillgelegten Altblöcke 1–3, rechts der neu gebaute Block 4 mit neuem Kühlturm und einer Höhe von 180 Meter ©Wikipedia/Arnoldius

Am 12. November 2019 hatte Uniper, die schwarze Eon, in einer Pressekonferenz über die Geschäftsentwicklung im Jahr 2019 informiert. Ein interessantes Beispiel für gute Kommunikation. Uniper ist das Schmuddelkind der EON, wohin nach der Aufspaltung des Energiekonzerns alles fossile und Atomare verschoben wurde. So wurde EON praktisch über nacht ein grüner Energiekonzern. Das ist natürlich Quatsch, denn die Trennung ist nur eine Formalität. Interessant ist aber, was da bei Uniper gemeldet wurde und die Art wie es gemeldet wurde.

 

Leistung ganzheitlich verstehen…

Zu Beginn des Uniper Geschäftsberichtes berichtet der Finanzvorstand Sascha Biebert folgendes: „Leistung‘ verstehen wir ganzheitlich und nicht nur in buchhalterischen Gewinnen und Verlusten. Beispielsweise gab es auf der Baustelle des Kraftwerks Datteln 4 vor rund drei Jahren den letzten Arbeitsunfall. In Summe wurden jetzt fast 3,5 Millionen Stunden auf der Baustelle gearbeitet, ohne dass es zu einem Arbeitsunfall kam. Von daher sind wir stolz auf unsere Entwicklung im Bereich der Arbeitssicherheit.“  Sehr sympathisch. Wer kennt nicht die Photovoltaikunternehmen, die ohne Absturzsicherung und ohne Gerüst, nur mit Leitern mehrere hundert Kilowatt-peak PV-Leistung auf landwirtschaftlichen Gebäuden installiert haben. Das ist gedankenlos und bringt eine ganze Branche in Verruf.

Beste Mitarbeiterwerte

Die Mitarbeiter von Uniper danken es dem Unternehmen. Laut  Mitarbeiterumfrage hat das Unternehmen dieses Jahr die besten Ergebnisse seit seinem Start von seinen Angestellten erhalten. O-Ton vom Finanzvorstand: „Das ist alles andere als selbstverständlich und zeigt, mit welcher Begeisterung hier gearbeitet wird. Zugleich haben wir auch genug Anregungen zur Verbesserung bekommen, so zum Beispiel im Bereich der strategischen Klarheit.“ Tue Gutes und rede darüber heißt ein Sprichwort. Uniper weiß wie das geht. Die Solarbranche hat da noch Potenzial.

Neues Kohlekraftwerk soll 2020 ans Netz

Ich dachte, dass der Kohleausstieg gesetzt sei. In der Pressekonferenz teilt Uniper mit, dass das neue Steinkohlekraftwerk Datteln 4 im Sommer 2020 seinen Betrieb aufnehmen wird. Der Drucktest im September war erfolgreich, erste Zündversuche des Kesselfeuers sollen Ende des Jahres erfolgt sein und die Netzsynchronisation ist im ersten Quartal 2020 geplant. O-Ton des Uniper Sprechers: „Wir sind überzeugt, dass die angestrebten Emissionsziele und die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit am besten mit modernster, flexibler und emissionsarmer Energieerzeugungstechnologie erreicht werden können.“

Neubau eines Gaskraftwerks zur Versorgungssicherung bei Ingolstadt

Am Standort Irsching bei Ingolstadt hat Uniper den Zuschlag für den Bau und Betrieb eines Gaskraftwerks als „besonderes netztechnisches Betriebsmittel“ im Auftrag des Übertragungsnetzbetreibers Tennet erhalten. Das 300 Megawatt-Kraftwerk soll ab 2022 als „Sicherheitspuffer“ der Stromversorgung dienen, wenn es „mal eng“ wird und konventionelle Kraftwerke einspringen müssen, um die Netzstabilität aufrecht zu erhalten. O-Ton Uniper: „Denn Erneuerbare allein leisten bekanntlich keine sichere Versorgung mit Strom an 365 Tagen im Jahr. Nicht nur mich als CFO freut an Irsching 6 insbesondere, dass das Kraftwerk einen sicheren Ergebnisbeitrag unabhängig von Großhandelspreisen liefern wird und damit beispielhaft ist für die konsequente Umsetzung unserer Unternehmensstrategie.“

Fehlen da die Konzepte für eine Energiewende, gibt es keine Stromspeicher, keine Kommunikation im Netz, keine IT, die Verbraucher und Erzeuger lokal, regional und national vernetzt. Doch, die gibt es, es weiß bloß keiner der Entscheider und es ist nicht Teil eines allgemeinen Wissensstandes. Es sind eben nicht Eon, Tennet oder Vattenfall, die solchen Lösungen anbieten, sondern kleine Start-up Unternehmen, die keiner kennt und wenn sie jemand kennt wird ihnen nicht zugehört.

Fossile Energie – auch 2020 ein gutes Geschäft

Uniper berichtet von einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von 25 Prozent im Zeitraum 2016 bis 2020. Der angestrebte Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2019 in Höhe von rund 390 Mio. Euro wird bestätigt und mit Aussicht auf den Verlauf des Geschäftsjahrs sieht das Unternehmen Potenzial für einen verbesserten Dividendenvorschlag für 2019. Uniper hat seien Ausblick deutlich angehoben, heißt es in den Mitteilungen zur Pressekonferenz. Ist es nicht eigenartig, dass die Windkraft in Deutschland strauchelt während Unternehmen im fossilen Energiesektor kontinuierlich Gewinne einfahren und bei Mitarbeiterumfragen punkten?

Schöne neue Energiewelt

Auch 2020 wird sicher ein gutes Jahr für fossile Energien. Es wird auch ein gutes Jahr für die Photovoltaik und hoffentlich auch für Stromspeicher, zumindest sieht das der BSW, Bundesverband der Solarwirtschaft so. „30 Prozent Wachstum 2019“ titelt er in seiner heutigen Meldung. 2020 sollen es mehr werden. Solarenergie genieße höchste Akzeptanzwerte in der Bevölkerung. BSW-Chef Körnig spricht von: „Solarenergie-Ausbauziele müssen endlich an die Klimaziele angepasst werden und Marktbarrieren wie die finanzielle Belastung der solaren Selbst- und Quartiersversorgung endlich abgeschafft werden“.

Damit hat er recht, aber was ist eigentlich mit der gesetzlichen Regelungen für Photovoltaikanlagen nach Auslaufen der Förderung? Jede Photovoltaikanlage wird nach Förderende aller Privilegien beraubt und behandelt wie ein Großkraftwerk von der Größe eines Datteln 4. Um weiter am Netz betrieben zu werden braucht jede PV-Anlage einen Direktvermarkter, nach aktueller Gesetzeslage. Die Bundesnetzagentur hat der Politik bereits mehrfach empfohlen eine Bagatellen-Regelung einzuführen, für Anlagen bis 100 Kilowatt-peak, denn die werden kaum einen Direktvermarkter finden. In gut 12 Monaten fallen die ersten PV-Anlagen aus der Förderung. Das sind nur wenige, aber in den Folgejahren werden es immer mehr und das wird sich auf den Anteil erneuerbarer Energien im deutschen Strommix auswirken.

Wie gut, dass 2020 ein neues Kohlekraftwerk ans Netz geht. Das kann die ab 2021 vom Netz gehenden PV-Anlagen mit Kohlestrom ausgleichen. Schöne neue Energiewelt!

Alles wird gut

Wir wären nicht in den erneuerbaren Energien, wenn wir nicht hoffnungslose Optimisten wären. Deshalb sage ich, Alles wird gut. Datteln 4 ist nur eine vorübergehende Erscheinung. Die Solarbranche wird ihre Mitarbeiter auch gut behandeln und Unternehmen werden bei internen Umfragen von ihren Angestellten Bestnoten erhalten. Die Politik wird im zweiten Quartal aus dem fossilen energetischen Tiefschlaf aufschrecken und in Windeseile Gesetze anpassen, sodass aus der Förderung fallende PV-Anlagen weiter am Netz bleiben können. Selbstverständlich werden auch Abgaben für selbst erzeugten und genutzten Strom gestrichen werden. So wird es sein, ganz sicher.

Kommen Sie gut rüber ins Neue Jahr und ein gutes 2020 für Sie

Manfred Gorgus