Übergabe der Erneuerbaren – Handlung ohne Wert für die Eergiewende!

Die E.ON-Geschäfte im Bereich der Erneuerbaren Energien sind am 01. Oktober an RWE übergegangen. Das Unternehmen spricht von E.ON Climate & Renewables als eine „außergewöhnliche Erfolgsgeschichte„. E.ON Climate & Renewables hat Erzeugung Erneuerbarer Energien im industriellen Maßstab realisiert. Dafür wurden über 12 Milliarden Euro investiert. Das soll beeindruckend klingen und mag aus fossiler Konzern Sicht schlüssig sein (größer, weiter, zentraler), hat aber nichts mit einer Energiewende zu tun, denn der Strom eines texanischen Windparks, egal wie groß er ist,  wird keinem Stromkunden in Europa das Haus erhellen. E.ON ist kein Lösungsanbieter für die regionale Energiewende, es ist ein Konzern, der dort investiert, wo Gewinn generiert werden kann. Das Unternehmen spricht von Expansion nach Japan, Mexiko, Chile und Australien. Keine Option für die heimische Energiewende.

Groß + zentral kontra regional & intelligent?

Ein Energiekonzern der wissen müsste wie Versorgung funktioniert schwätzt von weltweit 9000 Megawatt an Erneuerbare-Energien-Projekten die bereits gebaut oder aktuell im Bau sind. Er erklärt in einer Pressemeldung, dass diese Leistung rechnerisch ausreichen würde, um den halben Energiebedarf Belgiens zu decken. Welch ein Vergleich, eines der kleinsten Länder Europas und davon die Hälfte des Energiebedarfs – was ist das für ein an den Haaren herbeigezogener Vergleich. Es ist konzeptionslos und zeigt, dass der Konzern Energiewende nicht verstanden hat und in fossiler Denk-Starre verharrt. Große Energiekonzerne sind keine Lösungsanbieter in der Energiewende, egal wie viel Grünstromprojekte sie realisieren. Mit Maßstäben der fossilen Energiewelt kann die Energiewende nicht gelingen. Die alten Energiekonzerne haben keine Konzepte und keine Philosophie für eine dezentrale, regionale, intelligente und sichere Versorgung.

Wie sieht die Energieversorgung der Zukunft aus?

Jeder Stromkunde kann heute in seiner Region erzeugten Ökostrom in einer Grafik ablesen, und zwar für bis zu 36 Stunden im Voraus. Jeder Stromkunde kann so seinen Verbrauch mit der Produktion von Ökostrom in seinem Postleitzahlengebiet abstimmen und so aktiven Klimaschutz betreiben. Die Energie der Zukunft wird variable, zeitabhängige Stromtarife bereithalten. Strom ist günstig, wenn viel Grünstrom erzeugt wird, wenn die Sonne scheint und wenn der Wind weht. Biomasse und Wasserkraft werden für Stabilität sorgen. Das schafft Unabhängigkeit, Sicherheit, Arbeitsplätze und lokale Verbundenheit. Hans-Josef Fell hat in einer seiner Meldungen über Gemeinden im Hunsrück berichtet. Erneuerbare Energien haben dort Wohlstand und Lebensqualität geschaffen und das Abwandern der Menschen in die Metropolen gestoppt. Solchen Entwicklungen werden aber nicht von Konzernen, sondern von Bürgern, Kommunen oder Einzelpersonen ins Leben gerufen und umgesetzt.

Stromspeicher in neuer Rolle!

Vor dem Hintergrund zeitabhängiger und dynamischer Stromtarife erhalten Stromspeicher eine Rolle, die weit über den gesteigerten Eigenstrom bei Photovoltaikanlagen hinaus geht. Stromspeicher werden in Zukunft für alle Strommarktteilnehmer als Zwischenlager für Energie dienen. Wird in der Region viel Ökostrom erzeugt werden Stromspeicher selbstständig die Batterien füllen, um die Energie in Zeiten mit wenig Ökostromproduktion abzugeben. Wer sich noch an Nachtspeicheröfen erinnert kennt, das Prinzip des günstigen Nachtstroms aus Überkapazitäten von fossilen Kraftwerken vermarktet wurden, weil die Kraftwerke ihre Leistung nicht an den Bedarf anpassen konnten. In Zukunft wird es umgekehrt sein, Photovoltaik und Windkraft liefern am Tag mehr Strom als in der Nacht. Dann wird der Strom am Tag günstiger sein.

Regional, dezentral – so wird ein Schuh draus!

TTechnisch ist es heute möglich, dass regionale Stromerzeuger direkt regionale Kunden beliefern. Aktuell bearbeiten wir einen Fall, bei dem eine landwirtschaftliche Biogasanlage in direkter Vermarktung den egenen Kundenstamm beliefert. Bio-Brennholz und Biostrom vom Biohof direkt zum Abnehmer und das wirtschaftlich für beide Teilnehmer. So wird soagar Strom wird erlebbar und erhält ein Gesicht!

Stadtwerke können Regionaltarife für Ökostrom aus der Region anbieten. Dazu gibt es White Label Produkte die innerhalb von ein paar Wochen in die hauseigene Tarifstruktur eingebunden werden können. Das bietet zum Beispiel die Stromdao GmbH aus Heidelberg.

Energiewende scheint Sache der kleinen Unternehmen, wird von Bürgern und ihren Initiativen, von Kommunen und von Landwirten getragen und vorangebracht. Für Interessierte bedeutet das, die Augen offenzuhalten nach den passenden Angeboten, Mut zu haben Neues auszuprobieren und Lösungen eine Chance zu bieten, die heute vielleicht ungewöhnlich erscheinen. Auch die Toilette im Haus, heute selbstverständlich, war in den 70er Jahren noch kein Allgemeingut. Ich erinnere mich noch an die Tage bei den Großeltern, deren Krönung immer der Besuch des „stillen Örtchens„ auf dem Hof, in direkter Nachbarschaft zum Misthaufen war. Heute in Deutschland unvorstellbar.

In 40 Jahren wird es unvorstellbar sein, dass Strom aus Kohle gewonnen wird, weil zu schmutzig, die Atomkraft wird dann als dümmste Idee der menschlichen Energiegeschichte abgestempelt sein und dynamische, zeitvariable Stromtarife in Kombination mit einem Stromspeicher werden so selbstverständlich sein wie das „Stille Örtchen„ in den eigenen vier Wänden.

Manfred Gorgus