Lässt der Klimawandel Tiere schrumpfen?

Bachstelzen als Indikator für den Klimawandel ©Matthias Barby/Wikipedia

Forscher der Universität von Kapstadt haben von 1976 bis 1999 die Körpergröße von Tieren gemessen und Beweise dafür gesammelt, dass Tiere kleiner werden. Als Grund für das Phänomen der schrumpfenden Körpergröße haben die Forscher den Klimawandel identifiziert.

Associate Professor Res Altwegg und Dr. Birgit Erni vom Department of Statistical Sciences untersuchten zusammen mit Kollegen Veränderungen des Gewichts von Bachstelzen, einem Vogeltyp, entlang des Palmiet River in Westville, KwaZulu-Natal.

Der Klimawandel hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Erde und ihre Ökosysteme. In den vergangenen 100 Jahren sind die globalen Temperaturen um fast 1 °C gestiegen. Aus dem Fossilien Bestand ist bekannt, dass in den vergangenen Perioden der globalen Erwärmung sowohl Meerestiere als auch Landtiere kleiner geworden sind. Wissenschaftler nehmen daher an, dass auch die gegenwärtige Erwärmung zu kleineren Tieren führen könnte, doch bislang gibt es kaum Belege dafür.

Um diese Theorie zu untersuchen haben Forscher eine Gruppe von Bachstelzen, die am Palmiet River leben, genauer unter die Lupe genommen. Was sie herausfanden, stützt die Idee, dass der Klimawandel die Tiere der Erde schrumpfen lässt.

Bachstelzen sind schlanke schwarze, graue und weiße Vögel, die so genannt werden, weil sie mit ihren Schwänzen auf und ab pumpen. Sie leben in der Nähe kleiner, schnell fließender Flüsse in Afrika südlich der Sahara.

Anhand von Daten einer lokalen Wetterstation in der Nähe des Palmiet River wussten die Forscher, dass die Temperaturen in der Region um 0,18 °C gestiegen waren. Aber sie wussten nicht, wie sich dies auf die Größe der Vögel ausgewirkt hatte.

Ihre Ergebnisse zeigten, dass die dort lebenden Bachstelzen am Palmiet River mit zunehmender Temperatur leichter geworden sind. Insbesondere stellten sie fest, dass leichtere Individuen schwerere in der Population ersetzten und dass sie bei hohen Temperaturen besser überlebten. Dies deutete darauf hin, dass ein evolutionärer Druck auf die Vögel ausgeübt wurde, leichter zu werden.

Andere Studien haben gezeigt, dass Tiere an verschiedenen Orten der Welt schrumpfen, sagte Professor Altwegg. Aber sie hatten im Allgemeinen nicht die detaillierten Daten, um zu zeigen, dass die Temperatur die Tiere tatsächlich direkt beeinflusste, indem sie ihre Überlebensfähigkeit veränderten.

Insgesamt stützen ihre Ergebnisse die Theorie, dass das Schrumpfen der Körpergröße eine Reaktion auf den Klimawandel ist.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass der Klimawandel Einfluss darauf hat, wo Tiere leben, wie sie sich verhalten und wie saisonal sie sich verhalten. Die Bachstelzen-Studie liefert Belege für eine weitere Auswirkung des Klimawandels, nämlich auf die Größe der Tiere. Wahrscheinlich ist aber laut der Wissenschaftler, dass Reaktionen auf steigende Temperaturen bei unterschiedlichen Tierarten unterschiedlich ausfallen. Einige reagieren möglicherweise extrem, andere ändern möglicherweise überhaupt nicht ihre Körpergröße und einige erhöhen möglicherweise sogar ihre Körpergröße. Was aktuell noch fehlt, ist ein zuverlässiges Muster wie sich welche Tiere an steigende Temperaturen anpassen.

Die Auswirkungen des Klimawandels könnten laut der Wissenschaftler zu Veränderungen in allen Ökosystemen führen. Die Körpergröße ist ein wichtiger Indikator für die Fruchtbarkeit, Lebenserwartung und Überlebensfähigkeit eines Tieres in Zeiten von Stress wie Nahrungsknappheit oder Dürre. Die Körpergröße beeinflusst auch, wie viel Futter ein Tier benötigt, wo es in der Nahrungskette angesiedelt ist und welche Art von Futter es fressen kann.

Faszinierend, dass Tiere mit einem Komplettumbau ihrer Körper schneller auf den Temperaturanstieg reagieren als der Mensch. Es soll sogar Menschen geben, die den Klimawandel als irrationale Wahnvorstellung abtun.

Manfred Gorgus

Originaltext der University of Cape Town HIER