Schwere Zeiten für deutsche Energiegenossenschaften

Schwierige Zeiten für Bürgerenergie ©SOLAR-professionell

Seit 2006 haben sich unter dem Dach des Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband, kurz DGRV, 869 Energiegenossenschaften gegründet, mit heute 183.000 Mitglieder. Insgesamt haben die Genossinnen und Genossen runde 2,7 Mrd. Euro in die Energiewende investiert. Jedes Mitglied stellt jeweils rund 3.900 Euro Eigenkapital zur Verfügung. Bei einem Drittel der Energiegenossenschaften ist eine Beteiligung bereits ab 100 Euro möglich.

In seiner Jahresumfrage hat der Genossenschaftsverband ein hohes Engagement für Investitionen identifiziert, das allerdings durch schwierigere Rahmenbedingungen gebremst wird. Hauptgrund ist die Ausschreibungspflicht für Windenergie- und Photovoltaikanlagen. Die diesjährige Umfrage unter den Energiegenossenschaften zeigt, dass 54 Prozent der Befragten in dem Bereich der kleineren Photovoltaikanlagen bis 750 kW investieren möchten. Im Vorjahr waren es aber noch 71 Prozent. Grund für die schlechtere Stimmung ist die politisch gewollte Sonderkürzungen in diesem PV-Segment und die gleichzeitig hohen PV-Systempreise. Immerhin wurden trotz der schlechten Rahmenbedingungen 2018 insgesamt 14 neue Energiegenossenschaften gegründet.

Bei Ausschreibungen für Windenergieanlagen und große Photovoltaikanlagen kommen Genossenschaften kaum zum Zuge. Neben administrativen Hürden schreckt vor allem das hohe wirtschaftliche Risiko ab. Bürgerenergiegenossenschaften haben meist nur ein Projekt und können das Risiko eines Fehlschlags nicht über andere Projekte ausgleichen. Sie würden auf den Projektierungskosten sitzen bleiben. Dr. Eckhard Ott, Vorstandsvorsitzender des DGRV, erklärt: Die derzeitigen Rahmenbedingungen und politischen Entscheidungen stehen im deutlichen Widerspruch zu den neuen EU-Regeln, die explizit die Bürgerenergie in den Mitgliedstaaten fördern sollen. So fordert die EU-Erneuerbaren-Richtlinie, dass die Besonderheiten von Energiegenossenschaften bei der Festlegung von nationalen Förderbedingungen berücksichtigt werden sollen. Darüber hinaus stärkt die EU die Möglichkeit der Stromvermarktung aus eigenen Anlagen an die Mitglieder. Dies ist bei den derzeitigen Marktbedingungen in Deutschland nicht wirtschaftlich umsetzbar, sagt der Genossenschaftsverband.

Ist die dezentrale Energieversorgung in Bürgerhand zu viel Demokratie für die demokratische Bundesrepublik? Die Bürgerinnen und Bürger wollen Klimaschutz, die große Koalition hält dagegen und macht Energiepolitik am Bürger vorbei. Wen wundert es, dass SPD und CDU bei Wahlen immer schlechter abschneiden.

Manfred Gorgus / DRGV