Nissan – Autobatterien sollen 22 Jahre zuverlässig Strom liefern

Nissan Leaf – nicht nur E-Mobil, auf Netzdienstleister ©Nissan

Am 24. Mai 2019 meldete das in Detroit, USA ansässige Fachmagazin Automotive News, dass Nissans Auto Akkus die Elektroautos ihres Herstellers 10 bis 12 Jahre überleben. Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von 10 Jahren ergibt sich eine Akkulaufzeit von 20 bis 22 Jahren.

Die Daten von Nissan zeigen, dass die Batterien des Modells Leaf das Fahrzeug um 10 bis 12 Jahre überdauern werden, sagte Francisco Carranza, Geschäftsführer von Renault-Nissan Energy Services. Seit der Einführung der ersten Generation im Jahr 2011 hat Nissan in Europa mehr als 400.000 Fahrzeuge dieses Typs verkauft. Basierend auf der durchschnittlichen Lebensdauer eines Autos von 10 Jahren bezifferte Carranza die Batterielebensdauer auf 22 Jahre. Wir müssen die Batterien aus den Elektroautos weiterverwenden, sagte Carranza am Mittwoch vor dem Automotive News Europe Congress.

Nissan sucht nach Möglichkeiten, die Einnahmen aus Elektroautos für sich zu steigern, da die traditionellen Einnahmequellen im After Sale beim Wechsel von Verbrennungsautos zu Elektroautos versiegen. Der Umsatz nach dem Verkauf wird massiv unter der Elektrifizierung leiden, sagte Carranza und meint damit wohl den geringen Serviceaufwand bei Elektrofahrzeugen im Vergleich zu Autos mit Verbrennungsmotoren.

Nissan hat bereits eine Reihe von Projektenangestoßen, um seine Auto-Batterien entweder neu oder in Anwendungen außerhalb des Autos einsetzen zu können. Im vergangenen Jahr wurde im Amsterdamer Fußballstadion ArenA ein stationäres Drei-Megawatt-Speichersystem mit umgerechnet 148 neuen und gebrauchten Nissan-Leaf-Batterien eingeweiht.

Nissan bietet unter der Marke Nissan Energy Solar bereits Solarmodule und Batteriespeicher für Privathaushalte an. Komplettsysteme aus Solarstrommodulen und Batteriespeicher kosten in Großbritannien ab 7.600 Britsche Pfund, rund 8.600 Euro. Zu dumm, dass in Großbritannien aktuell der Markt für Solaranlagen am Boden liegt, weil Förderungen gekürzt wurden. Bei einem Strompreis von 11 Pence ist die Eigenstromnutzung wie in Deutschland keine Alternative zu staatlicher Förderung.

Ein weiteres Nissan Projekt ist der Ausgleich von Angebot und Nachfrage in Spitzenzeiten mit seinen Elektroautos als Zwischenspeicher. Ein Pilotprojekt mit dem italienischen Energieunternehmen Enel in Dänemark zeigte, dass die Eigentümer mit dieser Methode sogar Einnahmen generieren können. Laut Nissan sind es Summen im dreistelligen Bereich. Dafür hat Nissan aber offensichtlich vollen Zugriff auf den Fahrzeugspeicher. Das geht soweit, dass Teilnehmer am Testprogramm zu einem Leaf mit leer gesaugtem Akku stehen. „Wenn du Geld bekommst, musst du auch etwas tun, um es zu verdienen“, kommentiert Carranza die Möglichkeit für den Halter eines Leaf, vor leerem Akku zu stehen. Betroffen sind natürlich nur die Leaf-Besitzer, die am Programm teilnehmen. Aber wer will im Alltag erleben, dass ein E-Auto, dass am Netz hängt, plötzlich leer ist?

In Deutschland, Dänemark und Großbritannien ist der Nissan Leaf berits als Energiespeicher zertifiziert. Er kann im Stromnetz als Energiespeicher genutzt und angeschlossen werden. Geschäftsführer Carranza sieht für die Elektromobilität im Zusammenhang mit Netzdiensten goldene Zeiten anbrechen: „Je mehr du gräbst, desto mehr Gold findest du. Die Einnahmen und Gewinne, die durch die Nutzung von Fahrzeugen zur Bereitstellung von Netzdiensten erzielt werden, sind hoch“.

E-Mobilität nach Carranza scheint zu heißen, dass Leaf-Fahrerinnen und Fahrer in Zukunft nicht nur flexibel, sondern auch gut zu Fuß sein müssen. Ob das ein zukunftsweisender Weg für die E-Mobilität ist bleibt doch fraglich.

Manfred Gorgus

(nach einem Artikel der Detroiter Automotive News aus dem Englischen)