Der überwiegende Anteil der Photovoltaikanlagen in Deutschland ist mit Befestigungssystemen auf Dächer montiert. Doch auch in Fassaden und Dachflächen vollständig integrierte Solarmodule bieten Gebäudeeigentümern große Vorteile. Derzeit entwickelt sich für die solaren Gebäudehüllen ein weltweiter Massenmarkt. Vor allem Städte könnten so ihren Energieverbrauch nachhaltiger gestalten. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE haben nun Empfehlungen vorgelegt, wie europäische Hersteller erfolgreicher am Markt partizipieren können. Ein wichtiger Baustein ist die industrielle Fertigung kundenspezifisch produzierter solarer Bauprodukte und die Integration in die Planungswerkzeuge und Prozesse der Baufachleute. Am 18.-19. März 2019 tagt zu diesem Thema das Forum Bauwerkintegrierte Photovoltaik in Bad Staffelstein, im Vorfeld des jährlich dort stattfindenden PV-Symposiums.
Sektorenkopplung ist das Schlüsselwort für die zweite Phase der Energiewende, in der wir uns aktuell befinden. Nachdem der Ausbau des Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung, der zum Jahreswechsel die 40 Prozent-Marke überschritt, auf den Weg gebracht ist und weiter voranschreitet, geht es jetzt parallel dazu um die intelligente Kopplung der Bereiche Storm, Wärme, Kälte und Mobilität. Das Fraunhofer ISE betreibt seit weit über 30 Jahren Forschung und Entwicklung zu diesen systemischen Fragestellungen und zeigt auf der ISH 2019 einen Ausschnitt seines Angebots an die Industrie, diese bei den zukünftigen Herausforderungen zu unterstützen.
Rund 75 Prozent aller Solarstromanlagen in Deutschland befinden sich auf Dächern, 25 Prozent sind Freiflächenanlagen. Der Anteil der bauwerkintegrierten Solarmodule, kurz BIPV (Building Integrated Photovoltaics), ist bisher noch klein. Der geringe Marktanteil ist auf den ersten Blick erstaunlich: Module in Fassade oder Dach bieten Gebäudeeigentümern nicht nur solare Stromerzeugung, sondern auch klassische Funktionen wie Schallschutz, Wärmedämmung sowie Wind- und Wetterschutz. Hinzu kommen bei Anlagen im transparenten Teil der Gebäudehülle Abschattung und Tageslichtnutzung.
Rückenwind für die solare Nutzung der Gebäudehülle kommt derzeit vom Gesetzgeber: Die ab 2021 geltende EU-Gebäuderichtlinie fordert für neue Gebäude eine weitgehend ausgeglichene Energiebilanz (nearly zero energy), die Bundesregierung hat das Ziel, bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu verwirklichen. Vor diesem Hintergrund könnte BIPV von Architekten und Planern verstärkt eingesetzt werden und damit den großflächigen Einsatz von Photovoltaik bei hoher Nutzerakzeptanz ermöglichen.
Quelle: Fraunhofer ISE