Kollage ©SOLAR-professionell
Sinkende Qualität und wenige Ökostromtarife für zukunftsweisende Techniken und Anlagen
Auf den ersten Blick sieht es im Ökostrommarkt prächtig aus. Rund 56 Prozent der Stromtarife, die ein Haushalt im Schnitt zur Auswahl hat, sind Ökostromtarife und der Anteil erneuerbar erzeugten Stroms nimmt stetig zu. Abder der Begriff Ökostrom ist kein geschützter Begriff. Hinter dem grünen Begriff ist es nicht so zukunftsweisend wie das Wort es vermuten lässt.
Von den vielen Hundert Ökostromtarifen, pro Stadt sind es bis zu rund 300 Tarife, tragen immer weniger eines der beiden strengen Gütesiegel, Grüner Strom- und ok-power-Label. Im Vergleich zu 2016 sind es heute mehr als 13 Prozent weniger und zu 2017 drei Prozent weniger. Damit tragen knapp 44 Prozent der Ökostromangebote heute gar kein Gütesiegel, nicht einmal ein klassisches TÜV-Gütesiegel. Das zeigt zumindest das Ökostrom-Barometer von Ökostromanbieter Polarstern, der Tarife und Anbieter in den 15 größten deutschen Städten im Herbst 2018 untersucht hat.
Besonders düster sieht es aus, wenn nicht nur das einzelne Ökostromangebot, sondern auch die Verbindungen der Anbieter zu Atom- und Kohlekraftwerken betrachtet wird. In diesem Fall sind sehr wenige Angebote ehrlich nachhaltig. Das Magazin Öko-Test erstellt jährlich eine Ökostromanalyse, bei der neben Produkt- auch Anbieterkriterien berücksichtigt werden. Insgesamt bewertet das Magazin in Ausgabe 09/2018 nur 19 der bundesweiten Ökostromangebote mit sehr gut. Die Analyse basiert auf den beim Portal EcoTopTen des Öko-Instituts empfohlenen, bundesweit verfügbaren Ökostromtarifen. Diese hat Öko-Test einem weiteren Anbieter-Check unterzogen. Die Kriterien sind, keine Beteiligung oder Verflechtungen mit Atom- und/oder Kohlekraftwerken, Anbieter selbst darf keinen konventionellen Stromtarif anbieten, auch keine Firma aus dem Firmenverbund des Anbieters darf konventionellen Strom im Angebot führen oder produzieren.
Mangel an Ökostromangeboten für neue Techniken
Nicht nur die Qualität im klassischen Ökostrommarkt sinkt, auch das Angebot an Stromtarifen für neue, umweltfreundliche Techniken bleibt dürftig. Es gibt immer mehr Wärmepumpen und auch Elektroautos gewinnen an Bedeutung, doch spezielle Ökostromtarife dafür gibt es wenige. Während ein Haushalt im Fall von klassischem Ökostrom im Mittel zwischen über 100 Anbietern wählen kann, sind es bei Tarifen für Wärmepumpen gerade mal runde 30.
„Eine effiziente Technik alleine bringt den Klimaschutz nur bedingt weiter, es braucht stets ergänzende Energieangebote. Erst zusammen sind es wirklich klimafreundliche Lösungen“, betont Florian Henle vom Münchner Ökostromanbieter polarstern. Eine Wärmepumpe zum Beispiel verdoppelt leicht den jährlichen Strombedarf eines Haushalts. Wird sie ohne Ökostrom betrieben verdoppelt sie auch die CO2-Emissionen eines Haushalts von 1,6 Tonnen auf über 3 Tonnen. Hier gilt es spezielle Produkte zu entwickeln um die Wärmepumpe mit sauberem aber preislich attraktivem Strom zu versorgen. Über einen zweiten Stromzähler könnte günstiger Wärmepumpenstrom angeboten werden oder es werden Kombinationen mit Solaranlageund Speicher unterstützt. Henle ist der Überzeugung: „Die Energieversorger müssen den Markt mitgestalten und Angebote machen, die mit den neuen technischen Entwicklungen Schritt halten. Ansonsten verursachen Haushalte mit umweltfreundlicher Technik am Ende noch mehr CO2 Ausstoß als Haushalte mit klassischer Technik.“
Florian Henle hat mit Polarstern bereits im Ökogasvertrieb erlebt, wie schwerfällig der Energiemarkt ist. Ursprünglich wollten er und seine zwei Mitgründer 2011 ihr 100 Prozent Wirklich Ökogas-Angebot aus komplett organischen Reststoffen über etablierte Energieversorger auf den Markt bringen. Das war denen aber zu fortschrittlich. Diese Erfahrung hat die drei Gründer von Polarstern dazu gebracht ein eigenes Unternehmen zu gründen, um mit wirklich sauberer Energie die Welt zu verändern. Wneigstens ein bischen.
Textbearbeitung: SOLAR-professionell, Quelle: polarstern